Karatestile




Goju-Ryu

Der Stil Goju-Ryu wurde von Chogun Miyagi gegründet. Dieser wurde am 25. April 1888 in der niederen Adelsklasse geboren. Mit 11 Jahren wurde er Schüler von Ryoku Aragaki. Mit 14 nahm Kanryo Higashionna ihn als Schüler an. Higashionna war zu diesem Zeitpunkt 49 Jahre alt. Miyagi blieb 15 Jahre lang bis zu Higashionnas Tod 1916 bei ihm. Er studierte die Kata Rokkishu und formte daraus die Tensho. Im Gegensatz zu vielen anderen, hielt Miyagi es für wichtig, das okinawanische Karate zu organisieren und sagte ihm 1925 eine weltweite Verbreitung voraus. Hierfür gründete er 1926 den Karate Research Club. In diesem Club unterrichteten verschiedene Lehrer wie Chogun Miyagi, Choki Motobu, Kenwa Mabuni, Chono Hanashiro, die sich abwechselten. 1927 besuchte Jigoro Kano den Karate Research Club, um sich über das okinawanische Karate zu informieren. Von da an stand Miyagi und Kano in Briefkontakt. Der Club mußt allerdings 1929 wieder aufgelöst werden, da seine Lehrer eigene Wege gingen. 1930 gab Miyagi seinem Stil den Namen Goju-Ryu. In den folgenden Jahren reiste er viel, um Karate zu verbreiten und andere Stile zu studieren. 1936 studierte er in einem Tempel in Zentralchina Zen-Buddhismus und Pa-kua. Er verband im Goju-Ryu Higashionnas Naha-Te mit den Atmungsmethoden des Zen und dem Taoismus. Er führte offiziell die Kata Tensho und Sanchin in den Stil ein.

Gogen Yamaguchi bestimmte er zu seinem Nachfolger in Japan. Die Stilentwicklung schloß er 1940 mit der Einführung der von im gegründeten Kata Gekisai dai-ichi und Gekisai dai-ni ab. Seit dem Tod von seinem Sohn Jun und seinem ältesten Schüler Shinzato Jinten im Zweiten Weltkrieg erteilt er keinen Unterricht mehr. Er verstarb 1953.

Goju-Ryu betont vor allem die Bauchatmung (Ibuki). Diese kommt vor allem in den Kata zum Ausdruck. Hauptpunkte des Stils sind:

Im Goju-Ryu werden 12 Kata gelehrt. In der Aufwärmgymnastik sind viele Methoden des indischen Yoga von Miyagi eingebaut worden. Die Schlüsselstellungen des Stil sind Sanchin-Dachi, Shiko-Dachi und Nekoashi-Dachi, mit einem jeweils eigenen therapeutischen und mechanischem Aspekt.

Shiko-Dachi bezweckt die Arbeit mit den Hüften in der Öffnung, Sanchin-Dachi in der Schließung (Entspannung und Spannung). Der Wechsel zwischen den beiden führt zu einem guten Gleichgewicht und Stand und ermöglicht dennoch weiche Bewegungen. Nekoashi-Dachi wird häufig als Zwischenstellung für schnelle und geschmeidige Körperbewegungen benutzt.

Kyokushinkai

Masutatsu Oyama, wurde 1923 in der Nähe von Seoul (Süd-Korea) geboren. Mit neun Jahren begann er Judo zu erlernen. Im Alter von 12 Jahren kam er nach Japan, wo er die Universität besuchte. Nach dem Abschluss seines Judo-Studiums wurde er ein Karate-Schüler von Gichin Funakoshi. Er machte dabei solche Fortschritte, dass er im Alter von 17 Jahren 2. Dan, mit 24 Jahren bereits 4. Dan war. Während des Krieges wurde er zum Militär eingezogen. 1947 gewann er die "All Japan Karate Championchips".

Nachdem er sich entschlossen hatte, den Rest seines Lebens der Lehre des Karate zu widmen, verbrachte er die nächsten Jahre abseits der menschlichen Gesellschaft. Er lebte in Klöstern und in den Bergen, wo er sich Tag und Nacht den physischen Anforderungen, die die Kampfkünste stellen, unterwarf. Er meditierte in dieser Zeit, Erleuchtung suchend, nach den Zen-Prinzipien, kämpfte gegen wilde Tiere, zerschmetterte Bäume und Steine mit blossen Händen und meditierte unter eisigen Wasserfällen etc. 1951 kehrt er in die Zivilisation zurück und eröffnete seine ersten Trainingsräume. Seine sensationellen Fähigkeiten wurden schnell bekannt. Unter anderem tötete er einen ausgewachsenen Bullen mit den nackten Fäusten.

Nach vielen erfolgreichen Reisen, in denen er seine Fähigkeiten demonstrierte, entstanden überall in der Welt neue Karate-Trainingshallen. 1965 wurde das gegenwärtige Kyokushinkai-Hauptquartier (Honbu) eröffnet. Derzeit ist Kyokushinkai in über 60 Ländern organisiert. Masutatsu Oyama verstarb am 26.04.1994.

Kyoku: endgültig; höchst, vollendet
Shin: Wahrheit; Wirklichkeit
Kai: verbinden: zusammentreffen

Das Symbol des Kyokushinkai ist das Kanku-Zeichen. Es ist abgeleitet von der Kanku-Kata (Kanku: "In den Himmel blicken"). In dieser Kata werden die Hände hochgehoben. Daumen und Zeigefinger von linker und rechter Hand bilden dabei einen Kreis, durch den der Himmel betrachtet wird. Die feinen Spitzen bilden die Finger. Sie symbolisieren Endgültigkeit oder den Höchststand. Die dicken Teile bilden die Handgelenke. Sie stehen für Kraft. Der Mittelpunkt versinnbildlicht Unendlichkeit bzw. unendliche Tiefe. Das Kanku Zeichen wird von einem Kreis umschlossen. Er stellt Kontinuität und Kreisbewegung dar.

Shotokan

Der Shotokan-Stil ist die am weitesten verbreitete Stilrichtung im Karate-Do. Charakteristisch für diese Stilrichtung ist ein fester Stand, der hohe Stabilität und kraftvolle Bewegungen ermöglicht. Benannt von dem Gründer Gichin Funakoshi, nach seinem Dichternamen Shoto. Aufgrund Funakoshis Naturverbundenheit, wählte er den Namen Shoto, was so viel bedeutet wie Pinienrauschen. Das erste Karate-Dojo, 1936 in Zoshigaya gebaut, erhielt zu Funakoshis Ehren den Namen Shoto-kan. Das Wappen des Shotokan Karate-Do bildet ein goldener Tiger. Der Tiger soll die Kraft und Stabilität der Karate Techniken des Shotokan-Stils symbolisieren. Das Shotokan Karate ist verschiedenen Weltverbänden organisiert:

In Deutschland sind die Shotokan-Karatekas in verschiedenen Verbänden organisiert. Insgesamt gibt es im Shotokan 27 Katas.

Shito-Ryu

Shito-Ryu wurde 1934 von Meister Kenwa Mabuni initiiert. Mabuni wurde 1889 auf Okinawa geboren. Er lernte Shuri-Te bei Meister Yasutsune Itosu und Naha-Te bei Meister Kanryo Higaonna auf Okinawa und lernte dort Gichin Funakoshi kennen. Ab 1928 unterrichtete er in Osaka Karate. Der Name "Shito" ist lediglich eine Kombination der ersten Schriftzeichen der Namen seiner Lehrer Meister Itosu (Shi) und Meister Higashionna (To). Higashionnas Einfluß auf Mabuni kam über Chogun Miyagi, unter dem er zeitweise trainierte. Shito-Ryu ist aber keine Vermischung des Shuri-Te und Naha-Te. Meister Mabuni lehrte seinen Schülern jeweils reines Shuri-Te, dann reines Naha-Te. Zusätzlich studierte und lehrte er weitere Stile und Kobudo, denn Meister Mabuni's Wissensdurst machte auch vor Lehrmeistern anderer Richtungen nicht halt.

Shito-Ryu ist derjenige Stil mit den meisten erhaltenen Shuri Techniken im Vergleich zu Shotokan und Wado. Es beinhaltet zudem auch die original Naha Techniken des Goju-Ryu, wobei aus traditionellen Gedanken die Besonderheiten und Schwerpunkte jedes Stils gepflegt werden. Technisch gesehen beinhalten Shuri-Te und Tomari-Te eher flinke gerade, Naha-Te geschmeidige kreisförmige Techniken.

Die Techniken im Shito-Ryu werden geschmeidig und stets unter Einsatz des gesamten Körpers ausgeführt. Unnatürliche oder die Gesundheit gefährdende Bewegungen sind dem Stil fremd. Zur eigenen Deckung liegen die Gelenke der Extremitäten kompakt am Körper, die Silhouette wird kleinstmöglich. Die Verteidigung erfolgt verhältnismässig zum Angriff. Ein unausweichlicher Kampf wird zum eigenen Schutz schnellstmöglich beendet. Die Fünf Prinzipien des Shito-Ryu-Karate werden eingehend studiert, wodurch der Angreifer konsterniert seine Absicht nicht mehr ins Ziel bringen kann. Gegnerische Angriffe werden beispielsweise mit Konter unterlaufen. Ist dies nicht möglich, kann der Angreifer bei gleichzeitiger Änderung der Stellung oder Position mit wirkungsvollen runden Kontertechniken außer Gefecht gesetzt, über Hebel kontrolliert zu Fall gebracht und am Boden fixiert werden. Dabei kommen gezielte Techniken auf Nervenpunkte zur Anwendung.

Mit weit über 60 verschiedenen Katas ist Shito-Ryu der reichhaltigste Karatestil überhaupt. Die Kata sind eine Kombination aus Shuri-Te und Naha-Te. Mabuni selbst bevorzugte die Gojushiho und Nijushiho aus dem Shuri-Te, die er von Itosu gelernt hatte. Die Kata sind:
aus dem Shorin-ryu

und weitere aus dem Shorei-ryu und weitere selbst gegründete

Wado-Ryu

Wado-Ryu (Schule für den Weg des Friedens, Wa = Frieden Einklang, Harmonie) Dieser Stil wurde von Hironori Othsuka 1934 gegründet. Othsuka wurde am 1. Juni 1897 in der Präfektur Ibaragi/Japan geboren. Mit 29 Jahren erhielt er das Menkyo-kaiden im Yoshin-ryu Jiu-jitsu. 1922 traf er Gichin Funakoshi und wurde sein Schüler. Er entwickelte bereits 1928 eigene Vorstellungen über die technische Vervollkommnung des Karate. 1934 trennte er sich (im Einvernehmen, wie es heißt) von Funakoshi und gründete seinen eigenen Stil, das Wado-Ryu. Er verstarb 1982 im Alter von 91 Jahren. Sein Stil wird von seinem Sohn weitergeführt.

Wado-Ryu ist einer der vier großen japanischen Karate-Stile (neben Shito-Ryu, Goju-Ryu und Shotokan). Das Wa deutet auf eine weiche Kampfkunst hin. Ursprünglich wurden die gleichen Kata wie im Shotokan gelehrt. Othsuka nahm jedoch Veränderungen vor. Er beseitigte alle weit ausholenden Bewegungen, verkürzte die Stände und veränderte alle Techniken, die mit einem großen Aufwand an Energie ausgeführt werden mußten, in Bewegungsformen um, in denen größte Ökonomie möglich war, um größte Wirksamkeit zu erzielen. Man sagt, er habe dabei die Bewegungen von alten Menschen studiert und bei diesen die Verbindung zwischen Vernunft und Wirksamkeit festgestellt.

Wichtig sind die Bewegungen der Rumpfes. Geübt werden viele Formen des Tai-sabaki. Das Ausweichen ist immer von einem präzisen auf einen Vitalpunkt gerichteten Schlag begleitet und endet oft mit einer Wurftechnik. Im traditionellen Wado-Ryu gibt es neun Kata:

Shorin-Ryu

Matsubayashi-Ryu

Uechi-Ryu

Itosukai




© by Stephan Pilz